Software 2000
Bedeutende amerikanische Konzerne werden in Garagen geboren, erfolgreiche deutsche Unternehmen entstehen offenbar am Stammtisch. Die Geschichte von Software 2000 läßt sich bis zum Oktober 1987 zurückverfolgen: Am Tresen einer Plöner Kneipe diskutieren die Brüder Marc und Andreas Wardenga über die Möglichkeit, durch die Gründung einer kleinen Firma nebenbei etwas Geld zu verdienen. Daß aus dieser Idee eines der wichtigsten Softwarehäuser der Republik werden sollte, ließ sich damals noch nicht abschätzen. Anfangs beschäftigeten sich die Nordlichter hauptsächlich mit Anwendungsprogrammen, ehe sie die ersten Amiga-Spiele veröffentlichten. Mit “Holiday Maker” und “Bundesliga Manager” (beide 1988) steigerte sich auch der Bekanntheitsgrad der Spieleschmiede. Neben vielen Denkspielen (“Kengi, “Cubulus”, “Lettrix” usw.) hat sich Software 2000 vor allem im Bereich Manager-Spiele und bei Adventures in den vergangenden Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet, der den hochklassigen Produkten meilenweit vorauseilt. Mit inovativen Ideen macht das Unternehmen immer wieder auf sich aufmerksam: Beispielsweise entstand in Zusammenarbeit mit Linel die Computerumsetzung des Karl-May-Romans “Der Schatz im Silbersee”, das bei den PC-Spielern großen Gefallen fand. Nicht zu vergessen die Paradepferde des Hauses: Für die Produkte mit dem typischen “Manager”-Zusatz sicherte man sich exklusive Lizenzen des Deutschen Eishokey-bzw. Fußballbundes. Dieses ermöglichte KRON-Software (den prominentesten Designern bei Software 2000), die authentischen Vereinlogos und Spielernamen deutscher Clubs zu verwenden.
1988 | Bundesliga Manager | Wirtschaftssimulation |
1990 | Das Stundenglas Wild West World |
Adventure Strategie |
1991 | Die Kathedrale Bundesliga Manager Pro. |
Adventure Wirtschaftssimulation |
1992 | Hexuma |
Adventure |
1993 | Jonathan Eishockey Manager Der Schatz im Silbersee |
Adventure Wirtschaftssimulation Adventure |
1994 | Christoph Kolumbus Pizza Connection Bundesliga Manager Hattrick |
Wirtschaftssimulation/Strategie Wirtschaftssimulation Wirtschaftssimulation |
1995 | Der Reeder | WiSim – Strategie |
Der enorme Erfolg ermöglichte es der Geschäftsführung, im April 1994 mit einem Erweiterung zu beginnen, der das bestehende Gebäude ergänzen sollte. Durch die hinzugekommende Nutzfläche von ca. 700 qm, konnten dann die hinzugewonnenden Kapazitäten für die Diskettendublizierung genutzt werden. Dort enstand auch eines der modernsten Entwicklungszentren für Computerspiele und mit zusätzlichen eingestellten Personal kümmerte sich Software 2000 vertstärkt um die Programmierung von CD-ROM Titeln. Für die Verwirklichung der ehrgeizigen Projekte stand dem Team moderstes High-Tech-Equipment zur Verfügung. Nach den Mammutprojekten “Bundesliega Manager Hattrick” und “Die Höhlenwelt Saga” (beide 1994), enstand bei Software 2000 die erste Wirtschaftssimulation names “Der Baulöwe” die ausschließlich unter Windows 3.1 lief.
Totgemanagt – Das Ende von Software 2000
08.04.2002 – In der Branche drehten Gerüchte über Geldprobleme schon die dritte Runde, aber nur eine Hand voll Menschen war eingeweiht, als Andreas Wardenga am 1. Februar 2002 tatsächlich den Antrag auf Zahlungsunfähigkeit für sein Unternehmen Software 2000 abschickte. Drei Tage später ging das Schreiben beim Amtsgericht im holsteinischen Eutin ein; Rechtsanwalt Dr. Peer Möller wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt und prüfte pflichtgemäß, ob die Firma zu retten ist. Doch Möllers Analyse fiel niederschmetternd aus. “Das Unternehmen, das ich dort vorgefunden habe, ist nur noch abzuwickeln”, fasste er Anfang März zusammen, als PC-Games-Recherchen den Fall öffentlich machten. “Von den ursprünglich 85 Mann waren bei meinem Eintreffen nur noch 11 überhaupt da – darunter kein Programmierer.”
Alle Markennamen und Verwertungsrechte stehen seither zum Verkauf. Das Protokoll der schleichenden Pleite: Spiele wie Bundesliga Manager Professional, Pizza Connection und Christoph Kolumbus machen Software 2000, gemeinsam gegründet von den Brüdern Andreas und Marc Wardenga, bekannt und reich. Weitere Wirtschaftssimulationen wie Der Eishockey Manager und F1-Manager 96 zementieren das gute Renommee. Dann allerdings wird Bundesliga Manager 97 zur Abrissglocke: Voll mit Programmfehlern (offizielle Begründung: “Versehentlich ist das falsche Master zum Duplizieren ans Presswerk geschickt worden”) verärgert es die Kunden; statt die falsche gegen die richtige Version zu tauschen, produziert Software 2000 reihenweise Patches. Ein Image-Schaden, den der stabiler laufende, aber nur marginal aufgewertete Nachfolger ein Jahr später nicht ausgleichen kann. Zu diesem Zeitpunkt sind die Bundesliga-Manager-Erfinder längst geflüchtet: Unter dem Namen Heart-Line machen sie sich selbstständig und programmieren den Kicker Fußballmanager. “Schade, dass [“] der Kernverantwortliche völlig unbehelligt geblieben ist”, kommentiert ein ehemaliger Mitarbeiter heute die Enttäuschungen. Zum Exodus weiterer kreativer Köpfe kommt es, nachdem sich das Management entschieden hat, vermehrt anspruchslose Auftragsprojekte wie SAT.1-Superball oder Gute Zeiten, Schlechte Zeiten auf CD-ROM umzusetzen. Wohin diese Strategie langfristig führen sollte, ist rätselhaft. Nach den enttäuschenden Verkaufszahlen der letzten Hoffnungsträger Pizza Connection 2und Bundesliga Manager X gehen auch die übrig gebliebenen Designer. Es folgen keine Produktankündigungen mehr, die Website friert ein. Das deutlichste Zeichen für die Schieflage von Software 2000 gibt Marc Wardenga: Er verlässt das eigene Unternehmen, wechselt zum Konkurrenten CDV (Sudden Strike). Der Vorhang für “Deutschlands führenden Anbieter von Unterhaltungssoftware” fällt nach über zehn Jahren: Das selbstgewählte Verfallsdatum hat Software 2000 nur um zwei Jahre überdauert.