Auf der CES 1987 wurde dann das Geheimnis um die neuen Amigas gelüftet: Amiga 500 und 2000 hießen die neuen, und dem alten Gerät wurde nachträglich die Bezeichnung Amiga 1000 verpaßt. Während der Amiga 500 als Low-End-Gerät für den Heimbenutzer gedacht war, sollte der Amiga 2000 den Vorstoß in die von IBM beherrschte Bürocomputerwelt einleiten, und war zu diesem Zweck mit IBM-kompatiblen Erweiterungsslots versehen.
Dazu gab es die XT-Brückenkarte. Zu diesem Konzept sagte R. J. Mical: »Es handelt sich nicht um einen PC am Amiga, sondern um ein neuartiges Gerät, das beide Prozessoren benuzt. Die PC-Seite ist nur als weiterer Koprozessor in der Amiga-Welt anzusehen. Das ist eine völlig neuartige Maschine, ein Zwitter. Das könnte zu einer neuen Denkweise in Bezug auf Computer werden – eine Multiprozessorarchitektur. Dahin führt der Weg, so sieht die Zukunft aus.« Aber diese Zukunftsvision hat in Amerika die Zukunft des Amigas fast zerstört, denn die Zwangspause in der Produktverfügbarkeit hat den Markt erheblich beeinträchtigt. Dazu Jay Miner: »Die Firma war ein Jahr lang ohne Produkt. Da ist sehr viel Schwung verlorengegangen. Es gab kaum neue Software, und IBM und Macintosh konnten riesige Umsätze schaffen.« Die ersten Amiga-Entwickler hatten nämlich schon begonnen, sich nach den anderen Computertypen umzusehen. Zwischen der CeBIT 1987 und 1990 sollte es so weitergehen, ohne nennenswerte Hardware-Neuigkeiten und mit stagnierendem Umsatz. Erst im Lauf von 1988 war die erste magische Zahl – eine Million verkaufte Geräte – erreicht. Die zweite Millionengrenze wurde anderthalb Jahre später erreicht, vorwiegend in der Bundesrepublik. Dann gab es erst den Aufschwung in Großbritannien: 1 Million Einheiten pro Jahr. Aber für Commodore kam das eigentlich zu spät. Und wir befassen uns auch erst später näher damit.
Die meiste Aktivität in dieser Zeit fand in der Gerüchteküche statt, nachdem die Amiga-Abteilung in Los Gatos im Frühjahr 1987 endgültig geschlossen wurde. Commodore hätte gern bestimmte Leute behalten, aber sie waren nicht bereit, zur Ostküste umzusiedeln, wie Dale Luck erklärt: »Commodore wollte, daß wir alle nach Pennsylvanien umziehen, aber das wollten wir nicht, denn Kalifornien hat vieles zu bieten, was es in West Chester nicht gibt. Hier ist immer was los, man sitzt an der Quelle bei den neuen Entwicklungen in Hardware, Software und ICs und man darf die vielen persönlichen Kontakte zu anderen Entwicklern nicht außer Acht lassen – die trifft man an fast jeder Straßenecke. Also wurden wir zu ‘Beratern’ – und erhielten nach Bedarf von Commodore befristete Aufträge. Durch die Schließung von Los Gatos wurde die Weiterentwicklung von Intuition um acht bis neun Monate verzögert, und es ging viel Schwung verloren.« Wie gesagt, nur in der Gerüchteküche ging der Schwung nie verloren, und das hat die Überlebenschancen des Amiga erheblich verbessert. Der neue Agnus-Chip war im Gespräch: Adreßraum 2 MByte, 8 Bitebenen für 256 Farben. Da war die Transputerkarte mit bis zu 16-facher Kaskadierung und dem vom AmigaDOS-Mann Dr.Tim King entwickelten Betriebssystem Helios.
Es gebe eine 68020-Karte mit 32-Bit-RAM-Speicher. Das Betriebssystem sollte unter Manx C neu kompiliert worden sein. Es gebe auch einen Amiga 3000 mit 68030, SuperAgnus und SuperDenise mit besserer Auflösung und mehr Farben. Das Supergerücht des Jahres lieferte Winfried Hoffmann, Geschäftsführer von Commodore Deutschland; in einem Interview mit der Zeitschrift Happy Computer (Ausgabe 8/87) sagte er: »Wir warten auf den Amiga 1000 in der neuen Version, die in nächster Zeit kommen wird. Vom Design her wird der neue Amiga 1000 so aussehen wie der jetzige [der nicht mehr gebaut wurde!]. Nur im Innern wird eine neue Karte auf der Basis des Ami ga 500 eingebaut sein (mit dem Betriebssystem im ROM).«