März 1988 Und was kam dann zur CeBIT 1988? Der Amiga 2500 – ein Modell ohne erkennbaren Sinn! Dahinter versteckte sich lediglich ein stinknormaler Amiga 2000 mit verschiedenen Zusatzkarten, so z.B. der 2500 AT mit 80286-Karte, der 2500 UX mit zusätzlichem 68020, 100-MByte Festplatte und 32-Bit-Speichererweiterung. Es kann sich nur um Vermarktungskosmetik für den nordamerikanischen Markt gehandelt haben, denn solche Geräte waren in Europa nicht gefragt. Der Produktschwerpunkt schien sich vom Computer selbst auf Zusatzkarten und Peripheriegeräte verlagert zu haben. Die Werbung richtete sich ebenfalls mehr an amerikanische als europäische Verbraucher und war gekennzeichnet durch eine Mischung aus guten Ansätzen und schlechter Ausführung. In der Bundesrepublik glänzte die Werbeabteilung mit der unsäglichen »Kiss me Amiga«-Kampagne. In den USA gab es die Werbekassette »Amiga 500 Test Flight« und das Promotionlied »Only Amiga…« sowie eine Reihe von Fernsehspots auf dem Musiksender MTV.
Alle acht Spots wurden unter Verwendung des Amigas produziert – diese Tatsache wurde aber mit keiner Silbe erwähnt! Zwecks Belebung des Weihnachtsgeschäfts gab es A500-Sonderangebote, wahlweise mit Videorecorder oder MIDI-Keyboard und passender Software. An sich keine schlechte Idee, aber beim Videorecorderangebot fehlte das Verbindungskabel zum Videorecorder… Die einzige Neuigkeit des Jahres war die Festplatte zum Amiga 500 – die A590. Angekündigt wurde die Grafikkarte der Lowell University mit einer Auflösung von einer Million Pixeln und vielen, vielen Farben, sowie ein »Professional Video Adapter«, eine aus drei Karten bestehende Kombination aus Genlock, Videodigitizer und Framegrabber. Im Dezember 1988 gab es Neues zu berichten, das mehr als ein Gerücht war. Toronto: »World-Of-Commodore-Show« und 30. Firmenjubiläum von Commodore. Vorn auf dem Firmenstand zu bewundern: zwei Netzkarten; hinten in der dunkelsten Ecke ein Amiga1000-ähnliches Gerät, das nur im Flüsterton erwähnt wird.
Es fallen Begriffe wie: mehr Farben, höhere Auflösung, SCSI Port, Mathematik-Koprozessor, HD-Laufwerk und schließlich die Bezeichnung »Amiga 3000«. So groß war die Erwartung dieses neuen Modells, daß die Amiga Usergroup »San Diego« sofort zugriff, als sich zu ihrem Apriltreffen die Gelegenheit bot, angeblich den neuen Amiga zu sehen. Beim Einschalten des unübersehbar mit »Amiga 3000« gekennzeichneten Geräts erschien eine im Raytracingverfahren dargestellte rotierende Hand statt des bekannten Standbildes; die Workbench war in einer interlacefreien Darstellung zu sehen und es wimmelte nur so von Farben. Andere »Neuigkeiten« wurden mal angesprochen, mal gezeigt. Noch vor Ende des Clubtreffens gingen die ersten Meldungen in alle Welt. Im Netz wurde eifrig debattiert und von Commodore dementiert. Da wurde der Zusammenhang mit dem Datum deutlich und die Sache war klar: Das von der Usergroup vorgefuehrte »neue« Modell war tatsächlich in der Amiga-Reihe ein Prototyp – und zwar ein neuer Macintosh II im Amiga2000-Gehäuse! Als kurze Zeit später die ersten Alpha-Versionen von Version 1.4 des Amiga-Betriebssystems auftauchten, war aber auch ein animiertes Einschaltbild zu sehen. Waren die Spaßmacher nun Hellseher, oder war das ein schlau eingefädelter Marktforschungstrick?