1984-1986
Am Anfang war der C64,und es dauerte nicht lange, da formierten sich bereits die ersten Crackergruppen, wie zum Beispiel „German Cracking Service“, „Dynamic Duo“ oder „Triad“. Dies zu einer Zeit, als es gerade aktuell war, von Datasette auf die 5,25″-Disks umzusteigen, und Catridges schon längst wieder „out“ waren. Auch die Demoscene war im Entstehen, und als der Amiga erschien, wanderte gleich ein ganzer Schwall von Scene Programmierern zu dieser neuen „Wundermaschine“ über, vor allem auch eine Menge Crackergruppen, wie zum Beispiel „HQC“, oder „Red Sector“. Damals herrschte auch nach Ansicht vieler Groups eine „fairer“ Wettbewerb – jeder respektierte den anderen, und alles war eitel Wonne.
Andere Gruppen, die damals am Commodore 64 aktiv waren, waren zum Beispiel „Teeside Cracking Service“, „Fairlight“, „DCS“, „Scottish Cracking Crew“, „1001-Crew“, „Future Projects“, „FSW“, „Danish Gold“, „Hotline“, „Radwar“, „ECA“, „Jabba“, „Commando Frontiers“, „Headbanger“, „Ultraforce“, „Eagle Soft Incorporated“ und last but not least „Red Sector (inc.)“, die einmal zu den ganz Großen in der Szene gehören sollten. Schließlich entstand ja später in Zusammenarbeit mit „Data Becker“ auch der berühmte „Demomaker“.
1987-1989
Nun gut, die Zeit der Copy-Parties und des Postversands waren vorbei, wer ein richtiger „Scener“ sein wollte, der besorgte sich ein Modem, um seine „Warez“ und „Cracks“ gleich auf mehreren Boards anbieten zu können. Die Szene auf dem Amiga blühte, die wichtigsten Gruppen damals waren „Bamiga Sector One“, „Skyline“, „Kent Team“, „Bitstoppers“, „Defjam“, „The Star Frontiers“, „The Jungle Command“, „Trilogy“, und nicht zu vergessen die ganz Großen dieser Zeit, „Quartex“, „Paranoimia“, „Fairlight“ und „Vision Factory“.
Außerdem war „normales“ cracken out – wer etwas von sich hielt und besseres „Kundenservice“ bieten wollte, der versah seine Cracks mit „Trainern“. Begonnen hat das auch alles am C64, damals rückte man den Programmen mit „PEEK“ und „POKE“ zu Leibe, vor allem die Freezer-Module waren zu dieser Zeit sehr beliebt: Hatte man erst einmal die Adresse heraus, wo die Anzahl der Leben gespeichert wurden, so konnte man das Programm jederzeit „freezen“ und diesen Wert nach Belieben verändern. Natürlich hat nicht jeder einen Freezer und das umständliche Eingeben von Zahlen ist auch nicht gerade das Wahre – also baut man in sein Intro eben einen Trainer ein. Dort kann man dann per Tastendruck unendlich Leben oder Energie einstellen – schon machte das einst so schwierige Spiel keine Probleme oder Kopfzerbrechen mehr.
Bei den Demos wären zu nennen: Die „Star Frontiers“ und die „Silents“ begannen mit ihren ersten Intros und Scrollern am Amiga, schön langsam entwickelten sich richtige Demos daraus: Die Gruppen „Northstar“ und „Fairlight“ präsentierten ihre „Megademos“, ebenso „Alcatraz“, sowie „Phenomena“. Meistens handelte es sich jedoch wieder „nur“ um Intros. Richtig interessant wurde es erst 1989: Wieder war es „Phenomena“, die „Pure Metal Coders“, „Scoopex“, und die „Silents“ die die meisten Demos codeten, legendär ist das „RSI-Megademo“ geworden.
1990-1992
Während auf dem C64 die Szene mehrmals zu sterben drohte, entwickelte sie sich am Amiga prächtig weiter. „Red Sector“ und „Tristar“ fusionieren zu „TRSi“, neue Gruppen wie „Skid Row“, „Paradox“ und „Crystal“ entstehen, und es tritt erstmals eine Wende ein: Die Szene wird härter, sprich, es wird für den Einzelnen schwieriger, sich zu behaupten. Viele Groups schließen sich zusammen, um international besser präsent zu sein (z.B. „Skid Row und Valhalla“, „Genesis und Angels“, „DefJam und CCS“, usw.). Die 14.400er Modems finden dank Preissturz Verbreitung, und manche Gruppen beginnen schon, Mitglieder von Anderen einzukaufen – willkommen in der Marktwirtschaft.
Eine Weiterentwicklung im Bereich der Spiele-Cracks wurde durch die Gruppe „Subway“ eingeleitet: Die Mega-Trainer. Über komfortable Menüs konnte man sich nicht nur unendlich Continues einstellen, sondern die Konfiguration der Startwaffen ändern, „Subway“ ging sogar soweit, neue Waffen einzubauen (z.B. bei „Midnight Resistance“) und außerdem wurden die Trainer immer mit Zahlen versehen, je nachdem wieviele Traineroptionen man anwählen konnte. Auch die berühmten „Keyfunktions“ stammen von Subway, so konnte man im Spiel per Taste von Level zu Level springen, oder einfach mal schnell die Bewaffnung wechseln, und viel mehr. Rekord bei der Optionenvielfalt hielt lange Zeit „Midnight Resistance +38“, um später von „Xenon2 +281“ abgelöst zu werden.
Trotzdem wurden die Cracker zunehmend faul und wenn man sich nicht gegenseitig die Scrollroutinen und Sounds klaute, dann eben von kommerziellen Spielen – „Oracle“ baute in seinen Intros die Musik von „Unreal“ ein, im „Rock-n-Roll“ Crack von „Subway“ hört man doch eindeutig die In-Game Musik von „Battle Squadron“. Neue Gruppen traten erstmals so richtig hervor, wie zum Beispiel „Horizon“ oder die „Black Monks“, „Quartex“ schaffte den Wiedereinstieg nicht ganz, dann gab es noch „Anthrax“, die „Accumulators“, „Venture“, „Alpha Flight“, „Genesis“, und so viele andere, deren Aufzählung ich mir lieber erspare.
Weiters war zu dieser Zeit gerade das „CDTV“ und das „LaserDisc“ System aktuell – allerdings floppten beide, trotz vielversprechender Prognosen. Damals wußte man eben mit dem Begriff „Multimedia“ noch nichts anzufangen. Immerhin blieben die beiden von den Crackern verschont, ganz im Gegenteil zu den Konsolen, wo aus dem fernen Osten schon bald die ersten „Game-Doctors“ importiert wurden. Damit konnte man den Inhalt einer Cartridge auf Diskette saugen und somit stand einem Crack fast nichts mehr im Wege, denn wer hätte sich schon gedacht, daß eine Cartridge einen Kopierschutz braucht?
Bei der Demoscene wären nun die „Pure Metal Coders“ zu nennen, die vor allem um das Jahr 1990 herum die meisten Releases hatten, die „Kefrens“ mit ihrem grafisch hervorragendem „Guardian Dragon“. Und schließlich die „Silents“, eine absolute Spitzengruppe, bekannt geworden durch Demos wie „Hardwired“ (in Co-Produktion mit den ebenfalls recht bekannten „Crionics“) oder „Xpose“, die Gruppen „Sanity“ oder „Melon-Design“, die altbekannten „Razor 1911“, nicht zu vergessen ist Eric Schwartz mit seinen „Flip The Frog“ – Demos, wenngleich man ihn nicht wirklich zur Scene zählen kann. Den Vogel abgeschossen haben „Alcatraz“ mit ihrem auf 5 Disketten erschienenen „Odyssey“-Demo, welches ganze 45 Minuten (!) dauerte, und die Geschichte des Weltraumhelden Zork erzählt, der auf der Suche nach einer Wunderwaffe gegen böse Aliens ist. Verständlich, daß dieses Demo 1991 auf „The Party“ den ersten Platz erreichte.
1993-1995
Die „erfolgreichste“ Crackergruppe der vergangenen Jahre, „Skid Row„, löste sich 1993 auf. Viele Groups splitten oder erweitern nun ihren Horizont. Die Szene gerät jedoch 1995 irgendwie in den Hintergrund, die Zeit der kostenlosen Demos und buggigen Betas bahnt sich an. Dank dem neuen Medium CD-ROM kommen wir nun ganz schnell zu sehr viel schrottiger Software. Während Ende 1995 am PC das illegale Geschäft mit CD-ROMs blüht (hier wären zum Beispiel die Twilight-CDs zu nennen) werden auch noch die letzten hinterbliebenen Disketten-Cracker gnadenlos ausgeräuchert, wie folgender Brief an einen Leser, der harmlos in einer Zeitschrift inseriert hatte, verdeutlicht (ein Foto war dem Schreiben natürlich auch beigelegt):
Ich heiße Tanja und bin fast 16 Jahre alt. Ich bin ca. 170cm groß und wiege 65 Kilo. Sag mal, hast Du eigentlich nicht auch manchmal das Gefühl, daß ein Computer einem das ganze Taschengeld aus der Geldbörse nimmt? Die wollen ja für so ein paar Etiketten schon fast 7DM, und dann sind da sogar nur 25 Stück drin. ich bekomme in meinem Alter sowieso weniger, als mir eigentlich zusteht, denn ich muß mich als Raucher mit 50.00DM im Monat begnügen, ganz schön happig, ne? Soweit zu meiner Person, nun zu meiner Software Liste…
Tanja ist in Wirklichkeit vielleicht Hans-Jürgen, trägt eine schwarze Hornbrille, Vollbart, breiter Hals und einen Durchsuchungsbefehl in der Tasche. In einem anderen Brief ist sie nur mehr fast 15, hat 10 Kilo abgespeckt und tut auch noch Tanzen (abgesehen vom Spiele kopieren) – dafür bekommt sie auch noch 20 Mark weniger Taschengeld. Tja, was nützt es, wenn man das Zimmer eines 12jährigen kleinen Raubkopierers stürmt und seinen geliebten 500er samt Zubehör plündert, während irgendwo anders CDs mit Tonnen raubkopierter Soft wie am Fließband gebrannt werden? Egal, wenden wir uns der Demoscene zu:
Gruppen wir „Andromeda“, „Spaceballs“ und „Arnarchy“ treten auf und die Demos werden immer schöner und bunter. Trotzdem laufen viele noch immer auf allen Amigas – ab 1MB – versteht sich natürlich. Die vielen gepixelten Grafiken und die ehrlich gemachten Sounds, eine Augenweide, ein Ohrenschmaus. Vor allem die Demogruppe „Sanity“ schafft sich einen guten Ruf mit ihren wirklich schön gemachten „Arte“-Demo, auch „TRSi“ schnitt überall sehr gut ab. Hier wäre zum Beispiel das Demo „Wicked Sensation“ zu nennen, das auf der WoC (kein Scherz!) Platz 1 erreichte, knapp vor „Sanity“ mit „WoC.“. Weiters wurde „TRSi-Recordz“, ein Music-Label, auf dem die wirklich exzellenten Cyberlogik-CDs veröffentlicht wurden, gegründet. Die „Cryptoburners“ releasen ein paar Versionen des berühmten „Protrackers“.
Commodore bringt den 4000er und den 1200er und läutet damit eine neue Ära ein: AGA-Games und -Demos folgen. Schließlich wird auch noch das CD32 released, damals die vielversprechendste Videokonsole der Welt. 32 Bit, MPEG-Modul optional, alle gängigen CD-Formate (von der PhotoCD bis zu CD-Video) konnten abgespielt werden, eine neuer Chip namens Akiko, der für die Chunky To Planar Konvertierung zuständig war, eine CD als Spielemedium – die damals aktuellen Sega- und Nintendokonsolen wirkten dagegen wie Kinderspielzeug. Weiters gab es jede Menge (50 Spiele) erstklassiger Software für das gute Teil gleich von Anfang an, in den ersten Wochen wurden doppelt so viel Stück verkauft als heute Sony Playstations (ebenfalls in den ersten Wochen) verkauft wurden, der Preis war absolut konkurrenzfähig, es gab sogar einen Werbespot, der „CD32-Gamer“ erschien, alles bestens, wenn nur nicht dieser Konkurs gewesen wäre…
1995-1997
Das Medium Internet gewinnt die Oberhand und durch das Aminet finden Demos nun eine sehr weite Verbreitung. Neben einigen herausragenden Gruppen wie „Scoopex“, „The Black Lotus“, „TRSI“, „Fairlight“, „Abyss“, „Complex“, „Parallax“, und den „Mellow Chips“ finden sich auch unbekannte Pseudogruppen wie „After Eights“, „Warp9“ und andere, über deren Demos man wirklich nur mehr lachen kann. Geklaute Grafiken, gerippte Sounds, alte Routinen – „wie gut daß es doch das Aminet gibt, denn dort kann ich meinen Dreck endlich loswerden“ – das haben sich sicherlich einige gedacht, als sie ihren Mist raufgeladen haben. „Ist nun doch alles Scheiße?“
Keineswegs. Betrachtet man stattdessen die Werke wie „Pulse“ von „Nerve Axis“, „Tint“ oder „Glow“ von „TBL“, „Cyberlogic“ von „Alcatraz und TRSI“, oder die aktuellen Releases von den „Mellow Chips“, sollte man achtgeben, daß man vor lauter Begeisterung nicht auf die Tastatur sabbert! Ein 68030/50, 68040/40 oder 68040/25 reicht dabei voll aus. Wer auch nur von einer der in diesem Absatz angeführten Gruppen nichts gehört hat, sollte schleunigst einen Blick ins Aminet riskieren, das Licht im Zimmer verdunkeln und eines dieser Demos starten…