Holiday Maker
Die erste von Phoenics‘ und Software 2000 Artventures Serie, Holiday Maker erzählt die Geschichte von vier jungen Menschen , die sich entschlossen ihren Urlaub auf einer unbewohnten Insel zu verbringen. Schon nach kurzer Zeit ereignet sich eine Reihe seltsamer Ereignisse und Unfälle, so dass sich die Jugendlichen bald mitten in einem Mordgeheimnis wiederfinden.
Dies ist ein Abenteuerspiel, das digitale Bilder mit Live-Schauspielern und fotorealistischen Standbildern verwendet. Die Interaktion mit der Spielwelt erfolgt über eine Icon-basierte Oberfläche. Die Freunde Tim, Laura und Bernie haben sich dieses Jahr auf Empfehlung Kevins, der dort arbeitet, zu Urlaub in einer Ferienanlage auf einer kleinen Insel entschlossen. Doch bei der Ankunft geht es schon seltsam los: Wo ist Kevin? Als er nicht zum Abholen am Hafen steht, denken sich die drei noch nicht viel, aber als er tagelang unauffindbar bleibt und niemand so richtig Auskunft zu seinem Verbleib geben kann, wird es seltsam. Und dann ist da noch die Leiche einer älteren Frau im Kleid ihrer Tochter am Strand – die aufgeschnittenen Pulsadern deuten auf Selbstmord hin. Natürlich steckt aber eine große Verschwörung dahinter, die die jungen Leute aufdecken. Hinter dem abgrundtief peinlichen Titel steckt – kaum weniger peinlich – eines der von Software 2000 veröffentlichten „Artventures“. Unter diesem Label bewegte sich unter anderen PM Entertainment als Entwickler, deren Spiele sich durchaus von den Konventionen regulärer Adventures unterscheiden. Der zugunsten stärkerer Erzählaspekte von spielerischen Interaktionen wegverschobene Fokus erinnert eher an die japanische Tradition „interaktiver Romane“. Ein Genre, das man im Westen primär mit pornographischen Hentai-Spielchen assoziiert.
Ein solches ist mutet uns Software 2000 immerhin nicht zu. Ein paar nackte Brüste und sonstige statische Illustrationen leichtbekleideter Frauen sind diesbezüglich alles. Das dafür in den unpassendsten Situationen: Während der begleitende Text von einer blutüberströmten Leiche und großer Aufregung drumherum spricht, wird die andere Bildschirmhälfte beispielsweise von einer verschmitzt lächelnden jungen Dame „oben ohne“ eingenommen – hä? Seltsame Prioritäten kann man da wohl schon ablesen. So passt dann spielerisch und inhaltlich immerhin alles gut zusammen. Bzgl. Ersterem bekommt man die in Japan übliche scheinbare Multiple-Choice-Kost, was soviel heißt, dass man so lange auf den angebotenen Optionen herumklickt, bis etwas Neues geschieht. Prinzipiell teilen sich die Wahlmöglichkeiten sogar gar nicht mal so schlecht auf: Neben expliziten Aktionen können auch subtilere Einflussmöglichkeiten wie Stimmungen ausgewählt werden. Nur haben 60% der Optionen normalerweise keinen messbaren Effekt (es kommt ein kurzer, fortschrittsloser Text), 10% beenden das Spiel vorzeitig, eine Option ist eben der „Weiter“-Knopf. Neben dem reinen Scheitern/Weiterkommen ist der spielerische Horizont also auf den Rest beschränkt. Dieser misst den Erfolg beim zusätzlichen (optionalen) Spielziel, Tim bei Laura landen zu lassen. Und selbst das alles nur immer kurz zwischen mehrseitigen statisch ablaufenden Textpassagen.
Es gibt also mehr zu lesen als wirklich zu spielen. Die Illustrationen zum Text sind teilweise nicht schlecht, wenn auch gerade was die menschliche Anatomie angeht teilweise etwas bizarr. Für klangliche Begleitung muss man allerdings selbst sorgen. Aber dann ist da der Text selbst… ein Schreibstil wie im Groschenroman, voller billiger Adjektive und sich immer wiederholenden Bezeichnungen. Anfangs mag man davon abgestoßen sein, doch dann erkennt man, dass dies absolut angemessen ist! Denn: Die Geschichte befindet sich auf einem Niveau, das man in etwa als erwachsen gewordene TKKG bezeichnen könnte. Abziehbildcharaktere („heiße Frauen“, „fiese Bösewichte“), dumpfe Heroik, unpassende Actionszenen, absurde Wendungen und eine Verschwörung, die… puh… spätestens bei der am Ende aufgedeckten Motivation des Ganzen fehlen einem die Worte!
Es gibt also Einiges zu lachen und da der Fortschritt dank gutem Interface und geringem Anspruch an die kleinen grauen Zellen spielerisch leicht von der Hand geht (einzige ärgerliche Einschränkung ist die fehlende Speicherfunktion), unterhält der Urlauber gut. Das ist eine Empfehlung wert und die Beteiligten verdienen ohnehin Respekt für die Dreistigkeit, einen solchen Schund auch noch stolz als „Kunst“ zu veröffentlichen!
Software 2000
WinUAE – Config : A500-1.3
Adventure, 1988
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