Amiga 3000

Bereits vor der offiziellen Präsentation des neuen Amigas verdichteten sich immer weiter die Gerüchte. Die Mundpropaganda sprach von einem sensationellen neuen Amiga, der mit seiner Leistung seinem Urvater, dem Amiga 1000, alle Ehre machen sollte. Die Konkurrenz, allen voran der PC, begann das Megahertz-Rennen, das den Amiga immer mehr ins Abseits drängte. Die Fans der „Freundin“ (Amiga heisst im spanischen nichts anderes) hofften nun also auf eine neue Spielemaschine, die wieder im Rennen ganz vorn dabei wäre.

Doch Commodore sah den Markt (wie immer) anders und entschloss sich dazu, den Amiga 3000 als professionelle Arbeitsmaschine zu entwickeln. Allein die Modellnummerierung hätte den begeisterten Anwendern ein Zeichen geben müssen; hatten doch alle Profimodelle eine vierstellige Nummer, während der Amiga 500 diese nicht besaß. Das Unternehmen selbst äusserte sich in Presseerklärungen mit der Aussage, dass der Amiga 3000 der Nachfolger des Amiga 2500/030 (Amiga 2000 mit A2630 Turbokarte) sein sollte. Im Grunde wollte Commodore wieder einmal Kosten sparen und die aufwendige Herstellung des Amiga 2500 deutlich reduzieren, musste dieser doch aus einem normalen A2000 und drei Erweiterungskarten produziert werden.

Der Amiga 3000 besaß nun direkt einen 32bit Prozessor (Motorola 68030), der mit 16 oder 25 MHz getaktet war. Ein gleichschnell getakteter mathematischer Coprozessor unterstützte dabei die CPU in diversen Anwendungen oder Spielen, wobei der 16 MHz-3000er den Coprozessor Motorola 68881 zur Seite gestellt bekam, während das 25 MHz-Modell einen MC68882 zur Verfügung hatte, der, gegenüber dem 68881, deutlich schneller arbeitete.

Aufrüstungsfreudige Anwender konnten das neue Flaggschiff des Unternehmens mit bis zu16 MByte Fast RAM bestücken: Commodore hatte zu diesem Zweck bereits die passenden Stecksockel auf der Platine installiert. Später existierten noch Speicher- und Turbokarten etlicher Dritthersteller, die den Speicher noch deutlich stärker ausbauten (unter anderem bis zu 128 MByte RAM, theoretisch waren jedoch bis zu 4 GByte möglich!). Serienmäßig erhielt der Amiga 3000 1 MByte ChipMem, der allerdings auch auf 2 MByte erweitert werden konnte.

Commodore stellte dem Anwender also genug Arbeitskraft zur Verfügung und die Anwender waren begeistert, doch noch stand die Frage der Farbfähigkeiten und Soundeigenschaften im Raum. Ebenso wie seine Vorgänger konnte der Amiga 3000 auf die gleichen grafischen Eigenschaften zurückgreifen und darüber hinaus die neuen Auflösungen des Enhanced Chip Set nutzen. Maximal waren also noch immer 4096 Farben gleichzeitig nutzbar, während der Productivity Modus erneut 64 Farben bei einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten zur Verfügung stellte. Um diese zu nutzen, war ein Multisync-Monitor notwendig, was erneut zu weiteren Kosten führte, was nicht nur den Anwender ärgerte, sondern auch den Programmierer, der sehr wohl wusste, dass sich Programme nur dann verkauften, wenn eine gewisse Masse die erforderliche Technik besaß. Keine Masse, kein Verkauf, ergo kein Nutzen. Neuere Modi, die einen Kauf wirklich sinnvoll erscheinen liessen, waren jedoch nicht zu finden und die Verwirrung war groß über das neue Topmodell und wuchs noch, als auch die Soundeigenschaften keinerlei Verbesserung fanden.

Jedoch war nun serienmäßig ein Flickerfixer verbaut, der mit 256 KByte Speicher dafür sorgte, dass der Anwender ein flimmerfreies Bild erhielt (allerdings war das flimmerfreie Bild nicht für alle Bildschirmmodi verfügbar und funktionierte auf VGA Monitoren überhaupt nicht). Zusätzlich integrierte die Entwicklungsabteilung eine modifizierte Variante des A2091-SCSI-Controllers, der nun auch mit 32 bit arbeitete und theoretisch 5 MByte/s übertragen konnte. Anwender konnten zudem Syquest-Laufwerke oder Streamer benutzen.

Um jedoch nicht nur der der zeitgemäßen Rechenleistung Rechnung zu tragen, kam nun auch ein überarbeitetes Betriebssystem hinzu. Mit dem Kickstart 2.0x war es nun auch möglich von anderen Diskettenlaufwerken zu starten, statt dem verbauten. probleme bestanden jedoch mit den ersten Modellen der Reihe, die noch keinen ROM-Baustein besaßen, sondern auf einen Loader setzten. Wie zu den seligen Zeiten des Amiga 1000 mussten diese Modelle den Kickstart per Bootstrap-Diskette in den RAM laden. Zusätzlich wuchs der erforderliche Speicher zur Sicherung der Daten erheblich an und Kickstart 2.0 für den Amiga 3000 wurde auf zwei 256 KByte Chips gebrannt, statt auf einem Chip, wie es bisher der Fall war. Dies war dem 32 bit breiten Datenbus geschuldet.

Die Benutzeroberfläche Workbench 2.0x erhielt ebenfalls deutliche Überarbeitungen, am auffälligsten war sicherlich die neue Gestaltung, die nun deutlich proffessioneller wirkte. Ein einfaches Hypertextsystem namens AmigaGuide, dass ähnlich wie HMTL aufgebaut war, ermöglichte die Verlinkung unterschiedlicher Texte und schuf damit einfache, kleine Nachschlagewerke innerhalb von Programmen. Ebenso wurde ein Installer mitgeliefert, der Anwendern die Möglichkeit bot eigene Programme mit Installationsroutinen auszustatten.

Commodore selbst war bewusst, dass zu Beginn der Einführung keine ausreichende Menge an Zusatzsteckkarten vorhanden sein würde und entwickelte einen Zusatzchip namens Buster, der ausschliesslich für die Kommunikation der CPU mit den Steckkarten zuständig war. Da die Steckplätze pinkomptibel zu jenen des Amiga 2000 waren, konnten sämtliche Karten des Vorgängermodells genutzt werden. (um kompatibel zu bleiben, werden die Steckplätze mit der typischen Amiga-Taktfrequenz von 7,16 MHz angesprochen). Lediglich der bisherige Prozessor-Steckplatz fiel zum Opfer, allerdings werkelte bereits ein hochwertiger Prozessor im System und somit erübrigte sich dieser. Statt dessen fand ein neuer Prozessorsockel auf dem Board ein Zuhause, der zukünftige Prozessorkarten aufnehmen konnte. Um jedoch Platz zu sparen, waren alle Slots nicht direkt auf dem Mainboard, sondern auf einer sogenannten Tochterplatine untergebracht, die waagerecht im System verankert war. Kamen Steckkarten hinzu, wurden sie parallel zum eigentlichen Motherboard installiert und lagen somit quer über der Hauptplatine. Dieses Verfahren sparte einiges an Höhe ein und verhalf dem Amiga 3000 zu einem schlanken Auftritt (gegenüber dem recht klobig und plump wirkenden Amiga 2000).

Wie auch sein Vorgänger konnte der Amiga 2000 mithilfe einer speziellen Karte als MS-DOS-Computer arbeiten und zusätzlich eine weitere IBM PC kompatible Steckkarte nutzen. Existierten zu Beginn lediglich zwei Karten, die entweder einen Intel 8088 oder aber einen Intel 80286 besaßen, erschien 1991 eine weitere Karte, die einen Intel 80386 nutzte und nun endlich ausreichende Rechenkraft besaß, die von einem PC zu dieser Zeit zumindestens erwartet wurde.

Commodore hatte mit dem Amiga 3000 eine logische Evolution, statt Revolution gestartet, die jedoch nicht wirklich Anklang fand. Hauptursache dürfte hierbei der stattliche Preis von knapp 3000 € gespielt haben, der nicht wirklich jedem mundete. Dazu kamen auch noch Kompatibilitätsschwieirgkeiten, die allerdings auf seiten der Programmier lagen, sowie zu wenige Programme, die diese brachiale Leistung wirklich nutzen konnten. (Quelle: Historycorner.de)

Amiga 3000/16 MHz technische Daten

Prozessor
Typ: Motorola MC68030
Taktfrequenz: 16 MHz

Co-Prozessor
Typ: Motorola MC68881
Taktfrequenz: 16 MHz

Speicher
Chip-RAM: 1 MB (max. 2 MB)
Fast-RAM: 0 KB (max. 16 MB)
ROM: 512 KB

Betriebssystem(e)
Kickstartversion(en): 2.04
AmigaOS-Version(en): 2.04

Grafik
Chipsatz: ECS
max. Farben: 4096 (HAM-Modus)

Laufwerke
Diskettenlaufwerk: 1 x 3,5″ intern, DS/DD, 880 KB
Diskettenlaufwerk: optional 1 zusätzliches internes Laufwerk
Diskettenlaufwerk: optional 2 zusätzliche externe Laufwerke

Festplatte: 100 MB, SCSI-2, 3,5″

Schnittstellen
intern: 4 x Zorro II/III-Slot
intern: 1 x CPU-Slot
intern: 1 x Video-Slot
intern: 1 x SCSI-2-Port (max. 7 Geräte)
intern: 2 x 16-Bit ISA-Slot
intern: 2 x Floppyport

extern: 1 x Monochrom Composite-Video, Cinch
extern: 1 x RGB Video (analog, 15 KHz), D-Sub 23-pol
extern: 1 x Parallelport, Centronics, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Serialport RS-232, D-Sub 25-pol
extern: 1 x SCSI-2-Port, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Floppyport, D-Sub 23-pol
extern: 2 x Cinch für 4-Kanal Stereo-Sound
extern: 2 x Maus-/Joystick-Port, D-Sub 9-pol
extern: 1 x Tastatur-Port, DIN 5-pol

Gehäuse und Tastatur
Gehäuse: Desktop-Gehäuse
Einbauschächte: 2 x 3,5″ (einer belegt durch Floppy)
Einbauschächte:
Tastatur: 89 Tasten

Amiga 3000/25 MHz technische Daten

Prozessor
Typ: Motorola MC68030
Taktfrequenz: 25 MHz

Co-Prozessor
Typ: Motorola MC68882
Taktfrequenz: 25 MHz

sonst wie Amiga 3000 – 16 MHz

Amiga 3000UX technische Daten

Prozessor
Typ: Motorola MC68030
Taktfrequenz: 25 MHz

Co-Prozessor
Typ: Motorola MC68882
Taktfrequenz: 25 MHz

Speicher
Chip-RAM: 1 MB (max. 2 MB)
Fast-RAM: 8 MB (max. 16 MB)
ROM: 512 KB

Betriebssystem(e)
Kickstartversion(en): ?
AmigaOS-Version(en): Unix System V Release 4 (kein AmigaOS)

sonst wie Amiga 3000 – 16 MHz

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5 Kommentare

  1. „… während der Productivity Modus erneut 64 Farben bei einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten zur Verfügung stellte.“
    Nein. Wie alle ECS-Modi geht auch Productivity nur bis 4 Farben!

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