Amiga 1000

Amiga1000 mit Monitor A1080, Laufwerk A1010

Jay Miner, Ex-Mitarbeiter bei Atari (und Mitentwickler des Atari VCS 2600, des Atari 400 und 800 ) wollte einen neuen Computer entwerfen, doch Atari sah seinen Entwürfen skeptisch entgegen und glaubte noch nicht an die Ära des 16 Bit Computers. Jedoch war es der Amiga, der den endgültigen Schritt von 8 Bit auf 16 Bit vollführte und somit seinen Vorgängern bereits die Grabstelle zeigte. Jay Miner sah die Entwicklung im Bereich der Computer anders als Atari und kündigte, der Rest ist Geschichte und auch hier auf der Seite von Amiga Inc. zu lesen. Wie auch Sinclair mit dem QL versprach sich Jay Miner viel von seinem Entwurf, der ebenso auf einem 16 Bit Motorola 60008), nur diesmal der Motorola 68000, basierte. Dieser wurde, in der PAL-Version, mit 7,09 MHz getaktet (NTSC-Version 7,14 MHz). Ursprünglich existierten zwei Prototypen (das Projekt trug den Namen Lorraine, die beiden Prototypen die Namen „Peace“ und die spätere „War„), die im Dezember 1983 entworfen worden waren. Jay wollte ein System entwickeln, das sich nicht nur auf den Hauptprozessor stützte, sondern von speziellen, so genannten Customchips flankiert wurden, die besser bekannt waren unter den Namen Paula, Agnus und Denise, doch dazu später mehr. Schon in der Prototypenzeit zeigte das System auf verschiedenen Messen seine, für damalige Zeit, bisher noch nicht bekannten Fähigkeiten und Stärken. Ursprünglich besaß das System ein Apple-kompatibles BASIC, da Jay davon überzeugt war, dass Computer zu dieser Zeit, zu mindestens teilweise, kompatibel sein mussten. Der Prototyp besaß einen Modulschacht für Erweiterungen und man konnte diesen als Urahnen des späteren Zorro-Bus sehen. Interessanterweise war diese Erweiterungsschnittstelle auf der Oberseite des Gehäuses integriert und sollte, bei Erweiterungen, das System nicht in der Breite, sondern in die Höhe wachsen lassen. Ebenso besaß der Prototyp ein Modem, das fest integriert war in das System. Zur Speicherung von Daten setzte er dabei auf 5,25″-Floppylaufwerke. Da Speicher zu jener Zeit noch sehr teuer war, besaß der Prototyp lediglich 128 kB Speicher. Wie die Geschichte zeigte, konnte Jay Miner das Objekt nicht mehr weiter finanzieren und wurde schließlich von Commodore aufgekauft und diese änderten das System extrem: das integrierte Modem fiel völlig aus dem Konzept heraus und auch die modulare Bauweise wurde geändert. Commodore selbst arbeitete zu diesem Zeitpunkt an der CBM 900 Serie, ließ diese jedoch fallen um konzentrierte sich ausschließlich auf den Amiga. Das interessanteste Konzept waren hierbei die Customchips Paula, Agnus und Denise, die dem Hauptprozessor einiges an Arbeit abnehmen sollten. Die Chips übernahmen Grafik und Sound und der Amiga war in der Lage es mit jedem Computer seiner Zeit aufzunehmen.

  • Paula war zuständig für die Soundausgabe und Interruptkontrolle und lieferte den Sound über vier Kanäle (8-bit-PCM-Monokanäle, die jedoch im Verbund Stereo hervorbringen) aus.
  • Denise war allein für die Grafikausgabe zuständig, man konnte sie quasi als integrierte Grafikkarte ansehen, die nur zu diesem Ziel erschaffen worden ist. Sie enthält die Sprite-Logik, Farbregister und die Logik für Bitmapgrafik.
  • Agnus, dritter und letzter im Bunde, war das Herzstück des gesamten Systems, kontrollierte es doch alle Zusammenhänge. Dabei standen ihm 25 DMA-Kanäle zur Verfügung und musste ständig in Echtzeit kontrollieren, ob sämtliche Prozesse des Computers zeitlich korrekt eingehalten wurden. Zudem enthielt es zwei Koprozessoren, genannt Blitter und Copper, jeder mit speziellen Fähigkeiten.

Der Blitter war ausschließlich für den Amiga entwickelt worden und konnte, ohne Unterstützung des Prozessors, Speicherblöcke in andere Adressbereiche verschieben. Ebenso konnte er unregelmäßige Objekte aus Grafiken herausschneiden. Dies bedeutete eine enorme Geschwindigkeitssteigerung in Grafikanwendungen. Zusätzlich beherrschte er einige weitere Funktionen, die auch die Leistung im Grafikbereich steigern konnte.

Der Copper war hauptsächlich dafür zuständig die Videologik des Chipsatzes anzusprechen und dabei dynamisch diese ändern konnte, was zu einer flexibleren Anzeige führte. Es konnten also mehrere Bildschirme gleichzeitig dargestellt werden, was für uns heute sicherlich üblich ist (Splitscreen, mehrere Teilbilder innerhalb eines Bildes gleichzeitig), es damals aber in keinster Weise war. Dies konnte man beispielsweise auch bei Spielen nutzen, da es dem Amiga ursprünglich, bedingt durch die Hardware, nur möglich war acht Sprites gleichzeitig darzustellen. Mit der Unterstützung dieses Spezialchips konnte man nun weitaus mehr Sprites dem Spieler erscheinen lassen.

So mächtig der Computer auch war, so hatte er auch seine negativen Seiten, denn durch die Implementierung dieser Spezial-Chips war ein einfacher Ausbau nicht ohne weiteres möglich und konnte die Kompatibilität nach unten schwinden lassen, dies zeigte sich dann im Laufe der Zeit, als die Konkurrenz, im Form des PCs den Markt zu dominieren begannen.

Doch im Juli 1985 war die Welt noch in Ordnung und Commodore veröffentlichte am 23. des Monats in New York, gemeinsam mit Andy Warhol und Deborah Harry (besser bekannt unter musikalischen Pseudonym „Blondie“) in einer groß angelegten Zeremonie dem begeisterten Publikum das Juwel des Unternehmens: der Amiga. Die Entwickler zeigten Demonstrationen, die auch teilweise in Echtzeit vorgeführt wurden und die Konkurrenz eindeutig deklassierte: das Betriebssystem besaß eine grafische Benutzeroberfläche (die des Macs war nur monochrom)und beherrschte präemptives Multitasking. Der Vierkanalsound donnerte dem Publikum nur so entgegen und die grafischen Fähigkeiten verschlugen wirklich jeden die Sprache. Nebenbei setzte man Andy Warhol vor einen Amiga und ließ ihn ein Bild von Blondie in Echtzeit, ganz in seinem Stil, manipulieren. Warhol wurde dabei gefragt, an welchen Computern er bisher seine Werke gestaltet hat und Warhol gestand, dass dies das erste Mal war. Bis zu seinem Tode arbeitete Warhol mit dem Amiga, mit Unterstützung des Pioniers der digitalen Kunst Laurence Gartel, der ihm die Benutzung des Computers beibrachte. Besonders begeistert war er, nach eigener Aussage, dass die Arbeit auf dem Amiga seiner eigenen Arbeit so sehr ähnele.

Im übrigen fand in Deutschland eine ähnliche Veranstaltung statt, die allerdings keine internationale Prominenz aufweisen konnte, wie jene in New York. Am 21. Mai 1986 in Frankfurt am Main von Frank Elstner moderiert (…und man kann von Glück reden, dass der Amiga trotzdem gekauft wurde… wenn ich mir so seine heutigen Schows ansehe 😉 ) wurde der Computer auch den deutschen Käufern zugänglich gemacht.

Den cleversten Schachzug allerdings zeigte das Unternehmen bei der Eröffnungsshow in New York am Ende mit dem Transformer, der später durch das A1060 Sidecar ersetzt wurde und eine IBM PC-Emulation darstellte (mit der gleichen Geschwindigkeit). War Transformer noch eine softwareseitige Lösung, stellte das Sidecar (in Braunschweig entwickelt) eine hardwareseitige Lösung dar. Hiermit war es möglich parallel auf dem Amiga MS-DOS Programme laufen zu lassen und sogar zwischen den Systemen umzuschalten, da beide gleichzeitig liefen.

Zusätzlich konnte man, mittels eines Genlocks, Videobilder und Computergrafiken vermischen und war daher in vielen Fernsehstudios auch anzutreffen. Beispielsweise waren sämtliche Animationen des Pilotfilms der Serie Babylon 5 auf einem Amiga erstellt worden, wie auch in der ersten Zeit die Animationen der Serie SeaQuest DSV.

Obwohl die Konkurrenz, in Form des Atari ST und des Apple IIgs, eigentlich keine Chance hatten, konnte sich der Amiga zunächst nicht durchsetzen, dies vor allem war dem Preis geschuldet, der bei etwas über 1500 € lag und noch keinen Monitor beinhaltete, geschweige denn das Sidecar. Hinzu kam das Problem, dass der Speicher, der zwar inzwischen auf 256 KByte angewachsen , eindeutig zu wenig war. Mittels eines Erweiterungsschachtes konnte man das RAM verdoppeln, doch zum wirklichen Arbeiten war dies noch immer zu wenig.

Als der Amiga in Deutschland auf den Markt kam, war er gegenüber seinem amerikanischen Modell, geringfügig verändert: auf der Platine saß ein Piggiback, das den zusätzlichen Speicher für das Kickstart beinhaltete, bei späteren Versionen entfiel diese Platine jedoch und wurde auf das Mainboard integriert.

Wenn man bedenkt, welche Leistung dieser Computer, zu dieser Zeit, an den Tag gelegte, war es kaum zu glauben, dass der gesamte Schaltplan des Amiga (der erst später Amiga 1000 genannt wurde, zur Unterscheidung vom Amiga 500 und Amiga 2000) auf ein einzelnes Blatt DIN-A3 passte. Gegenüber seinen späteren Abkömmlingen besaß der Amiga noch kein ROM, in dem das Kickstart integriert war. Es musste umständlich bei jedem Kaltstart des Systems erst von Diskette aus geladen werden. Dies hatte zwar den Vorteil, dass man jederzeit eine neuere Version nutzen konnte (und es gab Versionen, die einen Bootvirus erkennen konnten), allerdings nervte dies gewaltig, wenn man oft an- und ausschaltete. Der praktische Gedanke war allerdings nicht der Grund, dies so zu implemtentieren, es war aus zeitlichen Gründen geschehen, da das ROM einfach nicht fertig werden wollte.

Die ersten Amiga besaßen Version 0.9 und 1.0 des Kickstarts, erst kurz nach Markteinführung erschien 1.1.

Das zuvor beschriebene Betriebssystem AmigaOS bestand aus der Workbench, dem AmigaDOS, dem CLI, einem Kommandozeileneditor (später einfach Shell getauft) und natürlich dem Kickstart. Das Kickstart war das Gegenstück zum BIOS des heutigen PCs und hatte den Betriebssystemkern mit dabei (man könnte sagen, das das so wäre, als würde ein Teil von Windows schon beim PC-Start mitdabei, statt dann erst geladen zu werden). Ursprünglich waren AmigaDOS und Teile des Kickstarts gar keine Amigaentwicklungen, sondern basierten auf Tripos (TRIvial Portable Operating System, einem an der Universität Cambridge entwickelten und in BCPL programmierten Betriebssystem.), einem MultiuserOS der Firma MetaComCo. Es besaß: Multitasking (es war das einzige System über viele Jahre), eine Mikrokernelarchitektur, ein Mausorientiertes Bootmenu und die Splitscreentechnik. Der Bestandteil Workbench war eigentlich nicht notwendig, weil die meisten Programme direkt gebootet wurden, es war jedoch sehr intuitiv und mit dem OS von Apple Macintosh zu vergleichen.

Insgesamt wurden allein in Duetschland 27.500 Amiga 1000 verkauft, doch es begann erst, denn Commodore wurde klar, dass das System gut war, allerdings der Preis zu hoch angesetzt ist, es mussten kostengünstigere Modelle her.

Als kleine Anekdote am Rand sind folgende beiden Geschichten interessant: Jay Miner besaß einen, ziemlich hässlichen Hund, namens Mitchy und wann immer Jay sich nicht sicher war, was er in den Amiga integrieren sollte, zeigte er beide Entwürfe dem Hund und für den Fall, dass Mitchy bellte oder knurrte, wanderte das besagte Konzeot ungefragt und ohne Diskussion in den Mülleimer. Dies führt daher dazu, dass Mitchy auch als Mitentwickler seinen Pfotenabdruck in die Innenseite des Gehäuses stanzen durfte. Dort waren die Unterschriften sämtlicher Mitentwickler eingeätzt.

Zusätzlich kann man noch erwähnen, dass, als der Prototyp entwickelt wurde das Unternehmen Amiga Inc. noch Joysticks baute, vor allem, um sich zu finanzieren, aber auch, damit niemand mitbekam, an was sie wirklich arbeiteten. Sie entwarfen auch ein Joyboard, das mit den Füßen zu bedienen war für das Atari VCS 2600. Doch sie „missbrauchten“ auch das Board für die Entwicklung des Amigas. Man stelle sich vor, wie ein Programmierer die ganze Nacht über am Computer hackt und dieser dann abstürzt oder aber nur Fehler auftauchen. Um der Zerstörungsorgie Einhalt zu gebieten, kam ein Programmierer darauf das Joyboard als Sitz zu gebrauchen und mittels der Achsen, die das Board zur Spielfigur-Lenkung nutzte, als Cursor auf einem Monitor zu nutzen. Ziel war es zu versuchen, den Cursor immer an den angegebenen Punkt zu halten, mittels Gesäß, man musste zwangsläufig ruhig und geduldig werden. Für viele sah das aus, als würde der Programmierer meditieren und daher, statt wie bei einem PC, einen blauen Bildschirm auszugeben, entstand dann die Fehlermeldung „GURU MEDITATION„, die später von Commodore in Software Failure umgeändert wurde.

Guru Meditation

Amiga 1000 technische Daten

Prozessor
Typ: Motorola MC68000
Taktfrequenz: 7,14 MHz

Speicher
Chip-RAM: 256 KB (max. 512 KB)
Fast-RAM: 0 KB (max. 8 MB)
ROM: 256 KB WOM (write once memory)

Betriebssystem(e)
Kickstartversion(en): 1.0, 1.1
AmigaOS-Version(en): 1.0, 1.1

Grafik
Chipsatz: OCS
max. Farben: 4096 (HAM-Modus)

Laufwerke
Diskettenlaufwerk: 1 x 3,5″ intern, DS/DD, 880 KB
Diskettenlaufwerk: optional 3 zusätzliche externe Laufwerke

Schnittstellen
intern: 1 x RAM-Expansion Port (für Speichererweiterung)
intern: 1 x Sidecar Expansionport (für diverse Erweiterungen)
intern: 1 x Floppyport

extern: 1 x Monochrom Composite-Video, Cinch
extern: 1 x RGB Video (analog, 15 KHz), D-Sub 23-pol
extern: 1 x Parallelport, Centronics, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Serialport RS-232, D-Sub 25-pol
extern: 1 x Floppyport, D-Sub 23-pol
extern: 2 x Cinch für 4-Kanal Stereo-Sound
extern: 2 x Maus-/Joystick-Port, D-Sub 9-pol
extern: 1 x Tastatur-Port

Gehäuse und Tastatur
Gehäuse: Desktop-Gehäuse
Tastatur: 89 Tasten

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