Amiga CD 32

Commodores Verkaufsstartrede hatte es in sich. Das Untenehmen stellte “die erste 32-bit CD-Konsole der Welt” vor und vergaß dabei vielleicht absichtlich das FM TOWN Marty, die exklusiv, wie alle FM-TOWNs, nur in Japan erhältlich war (dieser arbeitete allerdings nur intern mit 32bit, nach aussen jedoch nur mit 16bit, das CD32 war also eine vollwertige 32-Konsole). Würden wir also von einem weltweiten Release ausgehen, so war die Aussage sicherlich richtig, denn im Rest der Welt, vor allem dort, wo die Maschine verkauft wurde, also in West-Europa, Australien und Kanada, gab es keine gleichwertige Maschine. Angekündigt wurde sie am 16. Juli 1993, in einer Zeit, als Commodore bereits in einer ernsten Lage war, im Science Museum in London, das extra gebucht wurde und als Hintergrund für die erste 32-bit-CD-Konsole sicherlich richtig war. Jedoch hatte Commodore auch nichts mehr zu verlieren, denn mit der Herstellung des C 64GS und des Amiga 600, die beide vom Markt gemieden wurden, war das Unternehmen finanziell am Ende.
Wie auch schon bei ihrem letzten Geniestreich im Bereich Konsolen (C64GS), basierte das Gerät auf einem Computer, in diesem Falle, auf einem Amiga 1200. Mit weiterer Perepherie konnte man diese, diesmal aber offiziell und nicht wie bei der C64GS nur durch Modifikation, zu einem vollwertigen Amiga 1200 upgraden. Angeboten wurde hierbei auch gleich eine MPEG-Decoder-Karte, die das Gerät zum Video-CD-Player machte, der damals eine interessante Möglichkeit war und auch bis heute, als Standrad bei Brennprorgammen, noch immer überlebt hatte. Viele befürchteten eine ähnliche Blamage, wie bei den anderen Computerkonsolen, doch das Scheiten blieb aus, die Massen waren begeistert. In Großbritannien übernahm der CD32 über 50% des gesamten CD-ROM-Marktes 1993 und 1994 und konnte dabei das Mega-CD (Sega), das Phillips CDi oder eben das typische CD-ROM für den PC in den Schatten stellen. Auch in Kanada konnte das CD32 punkten und eine Veröffentlichung für die USA war bereits in der Planung. In seiner gesamten Lebensspanne war das System also recht erfolgreich und war die beste CD Konsole 1993.

Commodore kam jedoch in Verzug bei der Zahlung für Patente (insgesamt 10 Millionen $) des Unternehmens XOR, (bedingt durch deren schweren wirtschaftlichen Lage) und ein Richter verbot die Einführung und den Verkauf von neuen Produkten aus dem Unternehmen Commodore. Obwohl Commodore ein amerikanisches Unternehmen war, lagen ihre Fertigungsstätten für das CD32, aus Kostengründen, auf den Philippinen und somit konnte dieser riesige Markt nicht beliefert werden, obwohl die Produktion schon im vollen Gange für den US-Markt war. Als Commodore endlich die Zahlungen leisten konnte und der Markt für das CD32 nun offen war, war es jedoch zu spät: Commodore musste Konkurs anmelden und sämtliche noch gefertigten Systeme blieben in philippinischer Hand als Bezahlung zur Nutzung der landeseigenen Betriebe zur Fertigung des Systems. Die Chance, einen der wichtigsten Konsolenmärkte aufzurollen und das Unternehmen zu retten, waren gescheitert, endgültig. Nur über Umwege, in diesem Falle über die Grenze nach Kanada, schafften es einige CD32 in die Vereinigten Staaten oder aber wurden direkt in Großbritannien vorgestellt per Post. Dabei waren das nicht nur Bestellungen von Nutzern, sondern auch Handelsketten konnte nur auf diesem Weg einen gewissen Warenbestand bestellen. Als Commodore International bereits dem Bankrott erklärt hatte, existierte Commodore UK noch immer weiter, waren doch beide Unternehmen getrennt und die britische Tochter verkaufte das CD32, wie auch Software und das MPEG-Vide-Module direkt nach Amerika. Produkte eben, die das internationale Unternehmen dorthin zuvor nicht verkaufen konnten.
Wie bereits erwähnt, basierte das CD32 auf der Technik des Amiga 1200 und nannte einen Motorola 80EC020-Prozessor sein eigen. Erweiterbar war das System mit einem externen 3,5″-Diskettenlaufwerk, einer Festplatte und einem Standard PC Keyboard. Zusätzlich kamen weitere Erweiterung auf den Markt, dazu zählten das ProModule, Paravision SX-1 und DCE SX-32 (das optional eine Motorola 68030 CPUbesaß und dem Rechner noch mehr Rechenkraft bescherte). Das SX-1 basierte exakt auf den Spezifikationen des CD 32, die Commodore herausgegeben hatte, da diese sich jedoch während der Produktion laufend änderten, funktionierte diese Erweiterung nicht sonderlich gut mit der finalen Version der Konsole, mittels einer internen Modifikation konnte man das Problem umgehen. Jedoch konnte das Modul schnell zerstört werden, wenn das CD 32 zu stark gestoßen wurde, dies vom Vermieter weiterhin, war also recht stoßfest, nur das Modul eben nicht. Das Erweiterungspack SX-32, der Nachfolger des SX-1 konnte beide Probleme lösen, hier konnte auch die Stoßfestigkeit erhöht werden. Wenn das CD32 defekt war nach dem Sturz, dann wohl auch das SX-32… 😉
Das gesamte System basierte also auf dem Amiga 1200, neue war lediglich ein Chip mit dem Namen Akiko, der als Controller für das CD-ROM und die Ein- und Ausgabe-Chips, diente. Diesen fand man dann auch in einem der letzten Produkte des Unternehmens, einem CD-ROM für den Amiga 1200, der somit dann auch CD32-kompatibel war. CD32 Joypad
Die Joypads waren ein Neudesign und lagen mittelmäßig in der Hand, konnte jedoch jederzeit gegen die des, 9-poliler Anschluss sei Dank, Sega Mega Drive, Sega Master Systems, der Atari und Amigas (Mäuse und Joysticks!) ausgewechselt werden.
Die CDs, die benutzt werden konnten waren, neben den Video CDs (die aber, wie bereits erwähnt das Videmodul benötigten), waren Musik-CDs und CDs nach dem ISO 9660 Standart Level 2, alle anderen bekam man nicht zum laufen.
Nach dem Starten des Systems, erschien ein Startbildschirm mit wechselnden Farben, die von einer Melodie begleitet wurde. War diese beendet, konnte der Benutzer durch das Drücken unterschiedlicher Buttons des Joypads entweder das interne ROM auslesen oder aber die Sprache wechseln. Problematisch war der interne Speicher, der meist auch für Spielstände gedacht war: war dieser voll, fing das CD 32 an alte Speicherstände zu überschreiben, was ein fataler Fehler war, wenn man bedenkt, wie viele Spiele an kritischen Situationen gespeichert werden. Jedoch ist dieser Fehler bei der Entwicklung bedacht worden und der Benutzer konnte bestimmte Speichereinträge mit einem Schreibschutz versehen. Commodore wusste genau, dass sich die Konsole nur mit dem gewissen Quantum an Software verkaufen würde und verpasste dem System einen Kompatibilitätsmodus mit dem Amiga CDTV (was recht unsinnig erscheint, kamen dafür doch kaum Programme oder Spiele auf den Markt), der jedoch nicht immer funktionierte, da einige Spiele die Taktfrequenz des originalen Amiga CDTV mit 8 MHz benötigten. Im Grunde gab es nicht viele Neuentwicklungen für das System, sondern waren einfache Portierungen verschiedener Spiele für den Amiga und Amiga 1200. Da manche von diesen Spielen mit der Maus einfacher zu spielen waren, war es praktisch, dass eine Amiga Maus anzuschließen war. Doch das Minimum an neuen Spielen störte den Verkauf massiv. Nintendo besaß als Zugpferd Mario und Sega hatte Sonic (die PC-Engine hatte Bonk, dass nur nebenbei…), das CD 32 jedoch hatte niemanden und es gab keine wirkliche Killerapplikation, die einen stärkeren Boom des Systems verantworten könnte. Zum Verkaufsstart wurde das System mit zwei Spielen verkauft: Digger (Millenium Interactive) und Oscar (Flair Software). Spätere Bundles beinhalteten Dangerous Streets, das jedoch zu den größten Flops weltweit gehörte und in einigen Spielemagazin eine Wertung von gerade mal 3 % erhielt! Niemand verstand so wirklich, warum Commodore sich gerade für dieses Spiel entschieden hatte und keine wirkliche Killerapplikation dem CD 32 zur Seite stellte, dass das System auch wirklich ausreizen könnte, umso seine Vorzüge zu zeigen. Denn obwohl die Hardware, für einen Computer, sicherlich nicht mehr “up to date” war, konnte sie sich gegen das Sega Mega Drive und das Super Nintendo auf jeden Fall behaupten.

Das entscheidende Problem waren allerdings nicht die Konkurrenten, sondern vielmehr der wechselnde Geschmack des Spielers: hatte er nun doch die First Person Shooterfür sich entdeckt und stellten, softwaretechnisch, eine neue Goldgrube dar. In gewisser Weise konnte das CD 32 sicherlich mit diesem Genre mithalten, doch die Produzenten sahen es als erfolgsversprechender an, alte Spiele mit FMV (Full Motion Video) als interaktive Innovationen zu präsentieren. So manches Mal wurde ein einfaches Amiga Spiel lediglich von mehreren Disketten auf eine CD gepresst und auf dem Markt geworfen, sicherlich nicht sehr sinnvoll. Das erkannten auch die Hersteller und sahen die Platzverschwendung und kamen auf die Idee Kompilationen älterer Spiele auf eine CD zu brennen und so die CD voll zu pressen mit Spielen, die sich, in den meisten Fällen, davor schon nicht verkauften. Wären die Entwickler stattdessen auf die Umsetzung der damaligen erfolgreichen Spiele Doom und Virtua Fighter aufgesprungen, der Verkauf wäre sicher gestiegen. Doch so gaben sie dem Käufer keinerlei Anreiz das System aus dem Laden direkt mitzunehmen. Nicht einmal die wirklichen Renner der Amiga-Familie, wie Microcosm, Liberation: Captive 2, Simon the Sorcerer, Super Stardust und Zool 2 schafften es auf das CD32, bis heute ist der Sinn dafür einfach nicht klar, denn gerade Zool wäre als Jump ‘n’ Run für eine Konsole ideal gewesen.

Wie alle Produkte der Amiga-Familie besaß auch das CD32 ein verstecktes Bootmenü, das man öffnen konnte, wenn man eine Maus in Port 2 steckte und beide Maustasten gedrückt hielt, während man das System startete. Die meisten Optionen waren für das CD 32 sicherlich nicht sinnvoll, man konnte sich aber entscheiden, ob man den PAL- oder NTSC- Modus verwenden wollte. Dies war entscheidend, da es einige Spiele gab, die nur in einem der beiden Modi richtig funktionierten und den anderen Modus nicht unterstützten. Hierbei sollte doch vermerkt werden, das es nicht wirklich eine Unterstützung der beiden Modi war, sondern eher die Entscheidung mit welcher Hz-Frequenz (50 oder 60) lief. Die PAL-Variante des CD32 nutzte weiterhin seinen eigenen Modus, wenn es an einen NTSC-Fernseher angeschlossen war (und gab dann ein Schwarzweiß Bild aus).

Doch ganz so schwarz sah die Situation eigentlich nicht aus, denn es gab eine starke Nachfrage nach dem System und Commodore war nicht im Stande diese Nachfrage zu befriedigen, was auch daran lag, dass das Unternehmen keinerlei Mittel mehr zur Verfügung hatte weitere CD32 zu produzieren, die Gewinne durch die Verkäufe reichten nicht, um das Unternehmen zu retten. Im April 1994 war Commodore Bankrott und sah sich außer Stande weitere CD32 herzustellen, also wenige Monate nach seinem Debüt. Dennoch schaffte das System in dieser Zeit sich mehr als 100.000 mal zu verkaufen. Dazu gehörte auch eine Installation von 109 CD32 im Londoner Museum für Transporte im Covent Garden, die als interaktive Medienpräsentation Informationen, Animationen, Bilder, Text in mehreren Sprachen, aber auch einen Simulator der Londoner U-Bahn, präsentierte. Dies geschah jedoch nicht durch Commodore, sondern einem Dritten Hersteller, namens Odiham, die das Interface des CD32x modifizierten.

Ein Jahr nach dem Konkurs stellte eine italienische Firma, namens CD Express, einen Spielhallenautomat vor, der auf dem CD32 basierte und mehrere CD-32-Mainboards zusammenschaltete und als Ein- und Ausgabe für den JAMMA-Connector diente, damit man das System in einem Automatengehäuse benutzen konnte. Die Software wurde über das CD-ROM geladen und insgesamt wurden neun Spiele produziert, die alle von CD Express hergestellt wurden.

Doch noch immer gab es weitere Verwendung für das System, so beispielsweise in Kanada, die eine modifizierte Version für ein interaktives Testsystem für Fahrschulen herstellten. Des weiteren kamen in den späten 1990ern und frühen 2000ern Slot Maschinen auf dem Markt, die wieder auf dem CD32 basierten. Unter anderem waren dies die Automaten Hawaiian Delight, Leprechaun Luck und Mister Magic. (Quelle: .historycorner.de)

Amiga CD 32 technische Daten

Prozessor
Typ: Motorola MC68EC020
Taktfrequenz: 14 MHz

Speicher
Chip-RAM: 2 MB (max. 2 MB)
Flash-ROM: 1 KB (für Spielstände)
ROM: 1 MB

Betriebssystem(e)
Kickstartversion(en): 3.1
AmigaOS-Version(en): 3.1

Grafik
Chipsatz: AGA
max. Farben: 16,7 Millionen (24 Bit)

Laufwerke
CD-ROM: 2fach speed, intern

Schnittstellen
intern: 1 x IDE (max. 2 Geräte)
extern: 1 x Color Composite-Video, Cinch
extern: 1 x RGB Video (analog, 15 KHz), D-Sub 23-pol
extern: 1 x S-VHS Video (analog, 15 KHz)
extern: 1 x AUX (optionale Tastatur)
extern: 1 x 3,5mm Klinke für Kopfhörer
extern: 2 x Cinch für 4-Kanal Stereo-Sound
extern: 2 x Maus-/Joystick-Port, D-Sub 9-pol
extern: 1 x Erweiterungsport fuer FMV-Modul bzw A1200-Erweiterung,
extern: 1 x 182 pol PS/2-Expansion-Bus (u.a. für das MPEG-Modul)

Gehäuse und Tastatur
Gehäuse: Spielkonsole mit eingebautem CD-ROM
Tastatur: optional erhältlich

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