Dave Haynie (geb. 23.05.1961)
Die Arbeiten, die er für das Unternehmen geleistet hatte, beeindruckten Commodores Chefetage nachhaltig und man transferierte Dave in die Abteilung für zukünftige Projekte: dem El Dorado für Entwickler. Hier war man nicht beschränkt auf derzeitige Entwicklungen, die eine Entwicklung an ein bestehendes System ketten würde. Hier war es möglich zukunftsweisende Forschungen zu betreiben. Und Haynie forschte. Bereits seit 1988 arbeitete sein Kollege Bob Raible an einem neuen Chipsatz für zukünftige Amiga-Modelle, das den Namen AA (Advanced Architecture) erhielt, in Europa aber eher unter dem Namen AGA (Advanced Graphic Architecture) bekannt war. Haynie stieg in das laufende Projekt mit ein, das zu dieser Zeit noch unter dem Projektnamen Pandora firmierte. Pandora bot erstmals einen gesteigerten Farbbereich von 262.144 Farben, der auch bei HAM-8 voll zum Tragen kam. In der gängigen Amigaauflösung, die zuvor nur 32 Farben darstellen konnte, waren nun bis zu 256 möglich. Dies stellte eine gewaltige Verbesserung dar, die nun auch mit VGA für IBM PC kompatible konkurrieren konnte. Commodore selbst ließ zu dieser Zeit allerdings auch eine noch fortschrittlichere Architektur entwickeln, die AAA (Advanced Amiga Architecture) genannt wurde. Auch hier war Dave maßgeblich beteiligt. AAA sollte die übernächste Generation der Amigamodelle darstellen, konnte bis zum Konkurs des Unternehmens allerdings nie den Prototypenstatus verlassen. Zudem erkannte man, dass AAA zur Veröffentlichung keine Vorteile gegenüber einem damaligen PC besaß und somit in der Masse der Systeme gnadenlos untergegangen wäre. Der Nachfolger des AAA-Projektes war dann das Projekt Hombre.
Doch zu diesem Zeitpunkt war das katastrophale Ende noch nicht in Sicht und Haynie konzentrierte sich auf die Fertigstellung des AA-Chipsatzes, der bereits hinter vorgehaltener Hand als erstes System des Unternehmens galt, das mit 24bit-Grafik aufwarten konnte. Unter dem Namen Amiga 3000+ wurde der erste Prototyp fertiggestellt, der auf einem Amiga 3000 basierte, neben dem AGA-Chipsatz allerdings auch einen neuen Soundprozessor erhielt. Während Haynie das System stolz auf einer Konferenz vor Entwicklern präsentierte, stoppte die Führungsetage das gesamte Projekt. Haynie konnte es nicht fassen: Commodore produzierte lieber eine Low-End-Variante des Amiga 500 und versprach sich davon aus einem alten System mit neuem Namen (Amiga 600) noch etliche Dollar zu quetschen. Statt in die Zukunft zu investieren, versuchte man, die Vergangenheit gnadenlos auszuweiden.
Als 1992 die finanzielle Situation des Unternehmens immer prekärer wurde, hatte man nun auch die Einsicht gewonnen, dass mit einem Low-End Modell kein Geld mehr zu verdienen sei und Daves Entwurf wurde nun favorisiert. Im Oktober 1992 erschien das neue Flaggschiff, der Amiga 4000, der nun Haynies Entwurf endgültig zum Leben erweckt hatte. Kurze Zeit später folgte mit dem Amiga 1200 das Modell für den Massenmarkt, doch es war zu spät für das Unternehmen. Dave werkelte zu dieser Zeit, wie oben beschrieben, an einer Weiterentwicklung seines Systems, namens AAA, das allerdings zur selben Zeit projektiert wurde, wie der AA-Chipsatz auch. 1993 erhielt das Forschungsprojekt keine weiteren Gelder mehr und wurde kurze Zeit später engültig geschlossen: Commodore hatte keine Geldreserven mehr. Dies führte im Mai 1994 zur Bankrotterklärung des Unternehmens, das einen Monat später auch Dave Haynie verlor, der es vorzog bei Scala, Inc. anzuheuern, einem Produzenten für Multimediasoftware, dessen Ursprünge auch bei dem Commodore Amiga lagen. Auf diesem sollte multimediale Software entwickelt werden, die dann später in Hotels und TV-Anstalten dankbare Abnehmer fand. Während dieser Zeit schnitt er zudem einen Film, den er während der letzten Tage in seinem ehemaligen Unternehmen Commdore gefilmt hatte. Zahlreiche Interviews belegten die Situation der Entwickler zu dieser Zeit. Das fertige Video erhielt den Namen The Deathbed Vigil and other tales of digital angst und wurde kult unter den Amiga-Fans.
Sein Hauptaugenmerk lag jedoch nun bei der Arbeit für Scala. Hier sollte Dave nun Amigapräsentationsprogramme für andere Plattformen portieren. Seine Fähigkeit auf beiden Gebieten, Software und Hardware, mehr als die elementaren Grundfunktionen zu beherrschen, waren ihm nun von Nutzen. Ist Dave bisher immer nur als Hardwareentwickler zu Ehre gekommen: hier konnte er auch seine anderen Talente beweisen. Zu diesem Zweck entwickelte er für das Unternehmen die Sprache “Class Definition Language” und einen dazugehörigen Compiler, sowie einige Entwicklungsprogramme. Scala wollte nicht nur auf dem Softwaresektor brillieren, sondern mit einem tragbaren Multimediassystem die Branche erschüttern. Daves Programmiersprache und die Entwicklungsumgebung sollte die Basis für ein dazugehöriges Betriebssystem ermöglichen, allerdings wurde die notwendige Hardware nie entwickelt und das Projekt stattdessen fallengelassen.
Die Metabox erhielt viel Lob von etlichen Unternehmen, doch das Unternehmen Metabox selbst begann zu kriseln, vor allem im Zuge der Dot Com-Blase und bezüglich des deutschen Rechts. Als Metabox schlußendlich zugrunde ging, schuldete Metabox Dave Haynie 75.000 $, die er allerdings nie erhielt.
In den nächsten Jahren hielt sich Haynie mit beratenden Funktionen immer über Wasser, wenn auch nicht jede Firma zahlte. Insgesamt empfand er die Arbeiten als wenig herausfordernd. 2002 jedoch kam er wieder mit Andy Finkel, sowie den ehemaligen Commodore-Angestellten Robert Russell und Neil Harris zusammen und gemeinsam entschlossen sie sich ein neues Unternehmen, namens Fortele, Inc. zu gründen. Das Ziel des Unternehmens sollte die komplette Vernetzung von Haushalten sein, das zudem lernfähig war. Das Ziel war zu diesem Zeitpunkt nicht realisierbar und noch bevor das Unternehmen an die Öffentlichkeit gehen konnte, war es auch wieder verschwunden.
Nebenbei besitzt Haynie ein eigenes Unternehmen, namens Frog Pond Media, das sich vornehmlich mit Multimediainhalten, aber auch technischen Entwicklungen, beschäftigt. Fast schon selbstverständlich ist, das Dave bis heute aktives Mitglied in der Amigaszene ist und wohl auch ewig bleiben wird, denn die AGA-Modelle sind sein Kind, ebenso wie er mit dem Amiga 2000 und 3000 auch Stiefkinder besitzt.
Einige seiner Stationen bei Commodore:
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1983: Commodore „TED“-Projekt, preiswerter Ersatz für den VIC-20
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1984: Commodore 128-Projekt, die Fortsetzung des ehrwürdigen Commodore 64.
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1986: Amiga 2000-B – steckplatzbasierter Amiga. Er entwarf das Gate-Array (Buster) und entwickelte ein „Coprozessor-Interface“ für den CPU-Steckplatz.
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1988: Amiga 2620/2630: 68020/30-CPU-Karten für den Amiga 2000.
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1989: Amiga 3000: Erste vollwertige 32Bit-Amiga-Architektur. Er entwarf die grundlegende Systemarchitektur, den Standard für den Zorro-III-Erweiterungsbus und das Control-Gate-Array des „Buster“, womit Zorro-III implementiert wurde.
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1991: Amiga 3000+„: Anfänglich ein produktorientiertes Design, das den neuen „AA“-System-/Grafik-Chipsatz des Amiga, einen AT&T DSP3210 Media-Coprozessor, 16Bit-Autio, Modem CODECs und mehr umfasste. Änderungen der Firmenleitung brachen das Projekt ab, aber dennoch überlebte etwas von dessen „DNA“ im Amiga 4000 und 1200. Er entwickelte auch die Grundlagen der modularen „Acutiator“-Architektur für Amiga-Systeme der nächsten Generation.
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1992: Er entwickelte einen 32Bit SCSI-Controller für Amiga 4000, die Architektur für eigenständige DSP-Steckkarten und einen Prototyp der „AAA“-Mutterplatine für Commodores 4. Generation, 64Bit Amiga-Grafiksystem. Das System funktionierte, aber 1993 gab es kein Geld mehr, um die vier vollständig maßgeschneiderten ASICs festzulegen.
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1994: Er entwickelte ein Plug-in-Grafik-Subsystem für den Amiga. Commodore meldete Bankrott an, es wurde nie gebaut.
Haynie erstellte ein 2-stündiges Video über den letzten Tag bei Commodore und der Abschieds-Party, bekannt unter dem Titel „The Deathbed Vigil and Other Tales of Digital Angst“. Dieses Video ist u. a. als Dreingabe auf der „Amiga Forever“-CD von Cloanto enthalten
Dies ist die komplette Version meines Films über das Ende von Commodore. Das beginnt mit einem Rundgang durch das Commodore-Werk in West Chester, deckt die große Entlassung am nächsten Tag ab – mehr als die Hälfte des restlichen Commodore-Personals. Es endet mit der Deathbed Vigil Party, die im Haus von Randell Jesup abgehalten wurde, einen Tag nachdem Commodore offiziell Konkurs angemeldet hatte. Bitte abstimmen und abonnieren! Ja, die Qualität ist nicht die beste, das wurde auf einem Consumer-Camcorder aufgenommen, mit den eingebauten Mikrofonen, viel davon in der Hand … alles was du nicht machen solltest. (Dave Haynie)